Forensische Kinder- und Jugenduntersuchungsstelle (FOKUS)
Das Programm „Forensische Kinder- und Jugenduntersuchungsstelle“ (FOKUS) wurde 2015 etabliert und ist unterstützend für die Wiener Kinderschutzgruppen tätig. FOKUS dient der tatzeitnahen Abklärung und Dokumentation anhand von vorhandenen und objektivierbaren Spuren in einem standardisierten Verfahren.
Angeboten werden eine klinisch forensische Untersuchung mit Abklärung von Verletzungen, Spurensicherung bei Missbrauch und eine psychologisch forensische Diagnostik bei Verdacht auf Kindesmisshandlung, Kindesmissbrauch bzw. Vernachlässigung. Somit kann eine Verbesserung der gerichtsmedizinischen Sachverständigenbeweise von Gewalt- und Missbrauchsopfern erfolgen. Der Straftatbestand und das Strafausmaß können damit erfolgreicher begründet werden.
Eine Zuweisung an FOKUS ist nur durch eine Kinderschutzgruppen möglich. Hierfür MUSS der FOKUS Erhebungsbogens vollständig ausgefüllt an FOKUS übermittelt werden..
Zu den zentralen Aufgaben zählen auch Ausbildung und Fortbildung für die Kinderschutzgruppen und die Kindernotfallambulanzen, das Erstellen und Adaptieren von standardisierten Dokumentationsvorlagen und fachspezifischen Checklisten, sowie Kooperationen mit externen sozialen Einrichtungen und der Exekutive.
Seit 2019 gibt es die Österreichische Gesellschaft für Kinderschutz Medizin (ÖGKiM) als zentraler Zusammenschluss der österreichischen Kinderschutzgruppen. Hier besteht eine enge Kooperation mit der Forensischen Kinder- und Jugenduntersuchungsstelle betreffend Standardisierung und Forschung.
Leitung
- Univ.-Prof.in Dr.in Susanne Greber-Platzer, MBA
Leitungsmitglieder
- Dr.in Maria Kletecka-Pulker (Institut für Ethik und Recht in der Medizin, Geschäftsführung)
- Ass.Prof.in Mag.a Dr.in Sabine Völkl-Kernstock (Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie)
Kernteam
- DDr.in Chryssa Grylli, MSc – Pädiatrie
- Dr.in Eva Mora-Theuer – Pädiatrie (Karenz)
- Anastasia Pantazidou, MD – Pädiatrie (Wissenschaft)
- Dr.in Johanna Schöggl – Padiätrie
- Dr.in Katharina Weimann – Pädiatrie (Karenzvertretung Dr. Mora-Theuer)
- Mag.a Sophie Klomfar – Klinische Psychologie
- Laura Schaller, BSc, MSc – Klinische Psychologie (in Ausbildung)
- Antonella Lenauer, BSc – Administration
- Isabelle Schiestl, BA, BSc – Administration
Worum handelt es sich bei der Forensischen Kinder- und Jugenduntersuchungsstelle?
Die Forensische Kinder- und Jugenduntersuchungsstelle (FOKUS) ist an der Univ. Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde eingerichtet. Ziel von FOKUS ist die tatzeitnahe Unterstützung betreffend medizinischer Dokumentation und Abklärung von Verletzungen anhand von vorhandenen und objektivierbaren Spuren in einem standardisierten Verfahren. Somit kann eine verbesserte Erfassung vorliegender Indizien von Gewalt oder Missbrauchstaten gewährleistet werden. Wesentlich bei Minderjährigen ist die Abklärung des Belastungserlebens, sowie die Erhebung des Entwicklungsstandes innerhalb eines vertrauensvollen Settings. Kinder und Jugendliche werden in der Phase einer akuten Traumatisierung in ihrem psychischen Befinden stabilisiert. Des Weiteren kommt es zur Sicherstellung eines angemessenen Schutzes.
An wen richtet sich FOKUS?
Zielgruppe von FOKUS sind Kinder und Jugendliche von 0-18 Jahren aus dem Raum Wien, bei denen der dringende Verdacht einer Vernachlässigung, körperlichen oder psychischen Misshandlung oder eines sexuellen Missbrauchs durch medizinisches Personal in Spitalseinrichtungen (Kindernotfallambulanzen, kinderchirurgische-, unfallchirurgische- bzw. kindergynäkologische Einrichtungen) gestellt wurde. Die Zuweisung an FOKUS kann nur durch eine Kinderschutzgruppe eines Wiener Spitals erfolgen.
Wer kann an FOKUS zuweisen?
Die Zuweisung an FOKUS kann nur durch eine Kinderschutzgruppe eines Wiener Spitals erfolgen.
FOKUS kann die wohnortnahe medizinische Einrichtung/das wohnortnahe Kinderspital nicht ersetzen. Daher ersuchen wir Sie, Kinder und Jugendliche bei denen ein dringender oder bestätigter Verdacht auf Vernachlässigung, körperliche oder psychische Misshandlung, sexuellem Missbrauch besteht, an einer wohnortnahen Spitalseinrichtung/Kindernotfallambulanz vorzustellen. Diese Stellen werden gebeten bei bestätigten bzw. unklaren Fällen mit FOKUS in Kontakt zu treten.
Welche Hilfestellungen bietet FOKUS an?
Als interdisziplinäre Einrichtung bietet FOKUS eine Unterstützung in der tatzeitnahen Abklärung und bei Untersuchungen an. Hierzu zählen Spurensicherung, klinische/psychologische Untersuchungen, Befundung, Maßnahmenvorschläge, etc. Bei Bedarf werden Fortbildungen/Schulungen angeboten.
Was passiert nach der Meldung an FOKUS?
Nach der Kontaktaufnahme mit FOKUS erfolgt eine Rückmeldung durch die Ansprechpersonen in der nächstmöglichen regulären Arbeitszeit. In besonders dringenden Fällen wird nach Verfügbarkeit eine vorzeitige Rückmeldung mit der zuweisenden Spitalseinrichtung/dem zuweisenden Kinderspital erfolgen.
Wie kann ich einen Kinderschutzfall standardisiert dokumentieren?
- Dokument: „Erhebungsbogen bei Verdacht auf Kindesmisshandlung“: https://kinder-jugendheilkunde.meduniwien.ac.at/fileadmin/content/OE/kinderklinik/dokumente/forschung/fokus/Erhebungsbogen_Verdacht_auf_Kindesmisshandlung_FOKUS_2022.pdf
- Zur weiteren Diagnostik wurden modulare Checklisten in Kooperation mit Fachärzten/Fachärztinnen spezifischer Abteilungen/ Kliniken erarbeitet und laufend adaptiert und erweitert.
- Alternativ steht bei sexuellem Missbrauch der MEDPOL-Dokumentationsbogen zur Verfügung https://www.bundeskriminalamt.at/202/Gewalt_widersetzen/files/Dokumentationsbogen.pdf
Zu welchen Uhrzeiten kann ich FOKUS erreichen
Das FOKUS Team ist Montags bis Freitags 8:30 bis 16:00 erreichbar.
Wie ist der Unterschied zwischen FOKUS und den Kinderschutzgruppen?
Kinderschutzgruppen sind für Krankenanstalten seit 2004 gesetzlich verpflichtend einzurichten (Grundsatzbestimmung im Krankenanstalten- und Kuranstaltengesetz (§ 8e, BGBl. I Nr. 37/2018)) und diese übernehmen eine zentrale Aufgabe in den Abläufen bei V. Kindesmisshandlung, Kindesmissbrauch u. Vernachlässigung.
Die Forensiche Kinder- und Jugenduntersuchungsstelle (FOKUS) dient als Unterstützung der Kinderschutzgruppen im Raum Wien. FOKUS kann, muss aber nicht in Kinderschutzfällen bei offenen forensischen Fragestellungen aktiv oder konsiliarisch hinzugezogen werden.
Für welche Bundesländer kann FOKUIS tätig werden?
FOKUS kann & darf nur im Raum Wien tätig werden!
Was sind die erste Anlaufstellen bei einem Verdacht auf Kindesmisshandlung?
Bei Vedacht auf Kindemisshandlung/-missbrauch ist die Notfallambulanz der wohnortnahen Spitalseinrichtung aufzusuchen. Diese sind Fallführend und können bei Bedarf FOKUS hinzuziehen.
Muss FOKUS den Fall annehmen, wenn ich zuweise?
Sofern eine Zuweisung eines Kinderschutzfalles durch eine Kinderschutzgruppe an FOKUS mit konkreter Äußerung des forensischen Unterstützungsbedarfs erfolgt, findet FOKUS intern eine Besprechung über die Möglichkeiten der Hilfeleistung statt. Sofern eine konsiliarische oder aktive Unterstützung möglich ist, beginnt FOKUS mit der Befassung. Sollte FOKUS in dem konkreten Fall keine Hilfeleistung anbieten können, so steht FOKUS gerne beratend zum weiteren Vorgang zur Seite.
Den Erhebungsbogen, welcher unabdinglich bei der Zuweisung an FOKUS ausgefüllt werden muss, ist unter folgendem Link zu finden:
FOKUS: Erhebungsbogen bei Verdacht auf Kindesmisshandlung
Bitte beachten Sie, den Zuweisungsweg an FOKUS. Eine eine Zuweisung an FOKUS kann nur über eine Kinderschutzgruppe erfolgen.
Anzeigeformular
Das Formular für eine Polizeiliche Anzeige nach berufsrechtlicher Norm finden Sie hier:
Seit der Etablierung von FOKUS bis Ende Dezember 2024 erfolgten insgesamt 220 Fort- und Weiterbildungen, wobei 29 Veranstaltungen von Januar 2024 bis Dezember 2024 stattgefunden haben.
Vorträge können
- AKH intern,
- in Lehreinrichtungen,
- bei regionalen & internationalen Kongressen &Tagungen und
- an WiGeV Spitälern
stattfinden.
Allgemeine Vortragsthemen:
- FOKUS Vorstellung: Ärztliche & Psychologische Untersuchung
in der Forensischen Kinder- & Jugenduntersuchungstelle (FOKUS) - Kinderschutz im digitalen Zeitalter/ Sexuelle Ausbeutung im digitalen Zeitalter
- Psychologischer und Emotionaler Missbrauch/ Vernachlässigung
- RED FLAGS: Kinderschutz aus pädiatrischer Sicht: auffällige Läsionen - Fallbeispiele
- Gewalt an Kindern -
Fallbeispiel, klinische Relevanz und rechtliche Aspekte von Kinderschutzgruppen - Fallbeispiele aus einer interdisziplinären Zusammenarbeit an einer regionalen forensischen Kinder- und Jugenduntersuchungsstelle
- FGM aus pädiatrischer Perspektive: Folgen von FGM für Mädchen
-
Münchhausen-by-Proxy: neue Nomenklatur und Fallmanagement
-
Psychologische Diagnostik - Fallpräsentation: Hemmung in der Erzählung bei V.a. körperliche Gewalt
-
Psychologische Gesprächsführung in Kinderschutzfällen
Bezüglich Vortragsanfragen wenden Sie sich gerne an folgenden Kontakt: fokus.kin@akhwien.at
Toolbox
in Zusammenarbeit mit der ÖGKiM wurde Seitens FOKUS ein Spezialkapitel zum Thema "Gewalt an Kindern und Jugendlichen" für die Toolbox der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) erstellt. Dieses kann unter folgenden Link abgerufen werden:
Toolbox Opferschutz - Spezialkapitel: Gewalt an Kindern und Jugendlichen
Publikationen
- Impact of COVID-19 pandemic on characteristics, extent and trends in child maltreatment in 34 Euro-CAN COST Action countries: a scoping review protocol.
- Influence of various factors on the legal outcome of cases of child abuse-experiences gathered at an interdisciplinary forensic examination center in Vienna, Austria.
- Cohort analysis of child abuse and neglect cases treated during the initial 2 years of a programme to support hospital-based child protection work in Austria
- Appraisal of published guidelines in European countries addressing the clinical care of childhood sexual abuse: protocol for a systematic review.
- A pilot study evaluating stress factors during and after the COVID-19 pandemic in Viennese families who have the suspicion of child maltreatment or abuse.
- FOKUS: Modul – Gerinnungsdiagnostik
- FOKUS: Modul – Nichtakzidentielle Kopfverletzung
- FOKUS: Modul – Ophtalmologie
- FOKUS: Modul – Radiologie
- FOKUS: Modul – Sexuell übertragbare Infektionen (STI)
- FOKUS: Modul – Spurensicherung und Fotodokumentation
- FOKUS: Modul – Toxikologie
- FOKUS: Modul – Verdacht auf körperliche Kindesmisshandlung
- FOKUS: Modul – Verdacht auf sexuellen Kindesmissbrauch
- FOKUS: Modul – Zahnmedizin
- FOKUS: Pilotprojekt „Verdacht auf Sexualdelikt“
- FOKUS: Ablaufbeschreibung
- FOKUS: Ablaufsprozedere zur Meldung
- FOKUS: Anruf – Dokumentation
- FOKUS: Dokumentation und Aufbewahrung
- FOKUS: Einverständniserklärung
- FOKUS: Informationen zu Leistungen
- FOKUS: Informationsblatt – Externe Einrichtungen
- FOKUS: Informationsblatt – Kindernotfallambulanz
- FOKUS: Kooperation Universitätszahnklinik
- FOKUS: Patient:inneninformation