Die Transitionskompetenz ist ein entscheidender Bestandteil der Gesundheitskompetenz, die junge Menschen mit chronischer/seltener Erkrankung dabei unterstützt, den Übergang (Transition) in neue Versorgungsstrukturen, wie z. B. von der Kinder- in die Erwachsenenklinik, selbstständig und erfolgreich zu meistern. Sie umfasst spezifische Fähigkeiten und Wissen, die für eine effektive Nutzung von Gesundheitsangeboten in verschiedenen Lebensphasen notwendig sind.
Was ist Transitionskompetenz?
Transitionskompetenz leitet sich vom Konzept der allgemeinen Gesundheitskompetenz ab. Während die Gesundheitskompetenz die Fähigkeit bezeichnet, Gesundheitsinformationen zu verstehen, anzuwenden und gesundheitsbezogene Entscheidungen zu treffen, geht die Transitionskompetenz einen Schritt weiter. Sie ist eine spezielle Form der Gesundheitskompetenz, die die Vorbereitung und Bewältigung eines Übergangsprozesses in der Gesundheitsversorgung umfasst. Ausreichende Transitionskompetenz und -bereitschaft sind notwendig, um die Herausforderungen und Anforderungen neuer Versorgungskontexte erfolgreich zu bewältigen1.
Die Bausteine der Transitionsbereitschaft
Um Transitionsbereitschaft zu entwickeln, sind mehrere Kompetenz- und Wissensbereiche notwendig2:
Die Fähigkeit, Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen, ist grundlegend. Das schließt ein, dass Jugendliche lernen, selbstständig Termine zu planen, Medikationen einzunehmen und mit Gesundheitspersonal zu kommunizieren. Autonomie bedeutet auch, eigenständig Entscheidungen über die eigene Behandlung treffen zu können oder den Alltag weitgehend selbstständig und unabhängig von den Eltern zu organisieren. Jugendliche sollten in der Lage sein, soziale Kontakte zu pflegen, Freundschaften zu entwickeln und eigenständig Freizeitaktivitäten zu verfolgen.
Selbstfürsprache ist die Fähigkeit, für sich selbst und die eigenen Bedürfnisse einzustehen. Dies bedeutet, dass die jugendlichen Patient:innen selbstständig das Gespräch mit dem Behandlungsteam führen, Fragen stellen und über ihren Gesundheitszustand, ihre Erfahrungen im Alltag, in der Schule und im Umgang mit ihrer Krankheit berichten. Durch Selbstfürsprache entwickeln Jugendliche die Fähigkeit, ihre Wünsche und Bedenken direkt zu kommunizieren und ihr Behandlungsteam aktiv einzubeziehen. Diese Fähigkeit stärkt nicht nur das Selbstbewusstsein, sondern fördert auch eine offenere und vertrauensvollere Beziehung zwischen Patient:in und Behandlungsteam.
Ein grundlegendes Wissen über die eigene Erkrankung, deren Verlauf und die notwendige Therapie ist erforderlich, um fundierte Entscheidungen zu treffen, medizinische Notfälle zu erkennen und sich sicher in neuen Versorgungssituationen zu bewegen. Dazu zählt auch Wissen über gesunde Ernährung und Bewegung, potentielle Nebenwirkungen von Medikamenten und Vererbung, ebenso wie Informationen zur Pubertät, Sexualität und psychischer Gesundheit. In einer Welt voller Informationen kann es schwierig sein, die richtigen und verlässlichen Quellen zu finden. Deshalb ist es wichtig, bei Unsicherheiten oder Fragen auf Expert:innen zurückzugreifen, um verlässliche Informationen zu erhalten.
Therapieadhärenz bezeichnet die Fähigkeit und das Engagement, die vorgeschriebenen Therapiemaßnahmen konsequent einzuhalten und regelmäßigen Kontrolluntersuchungen nachzugehen. Eine gute Therapieadhärenz ist entscheidend für eine optimale gesundheitliche Betreuung und den langfristigen Behandlungserfolg. Sie hilft, Komplikationen zu vermeiden und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern. Für Jugendliche ist es daher wichtig, zu verstehen, warum die Einhaltung von Therapieplänen notwendig ist und wie sie sich positiv auf ihre Gesundheit auswirkt. Therapieadhärenz erfordert Disziplin und ein Bewusstsein für die Bedeutung der eigenen Gesundheitskompetenzen, die im Übergang zur Erwachsenenklinik eine zentrale Rolle spielen.
Aktuell wird ein Fragebogen in einer Fokusgruppe an der UKKJ entwickelt, der gezielt die verschiedenen Facetten der Transitionskompetenz erfassen soll. Ziel ist es, durch die Befragung einen tieferen Einblick in den Stand der Transitionsbereitschaft und -kompetenz zu erhalten und eventuelle Schwächen frühzeitig zu identifizieren.
Es gibt bereits etablierte Fragebögen, die auf die Erfassung der Transitionskompetenz abzielen, darunter:
- TRAQ (Transition Readiness Assessment Questionnaire, USA)
- TRANSLATE NAMSE (Nationales Aktionsbündnis für Menschen mit seltenen Erkrankungen, Deutschland)
- ReadySteadyGo (UK)
[1] Herrmann-Garitz, C., Muehlan, H., Bomba, F. & Schmidt, S. (2017). Konzeption und Erfassung der gesundheitsbezogenen Transitionskompetenz von Jugendlichen mit chronischen Erkrankungen – Entwicklung und Prüfung eines Selbstbeurteilungsinstrumentes. Stuttgart, New York: Georg Thieme Verlag, Gesundheitswesen, 79(06): 491–496. [2] Culen, C. (2021). Transition. Jugendliche mit chronischer Erkrankung — neue Herausforderungen und Chancen im Übergang von der pädiatrischen Versorgung in die Erwachsenenmedizin. Wien: Pfizer Corporation Austria GmbH.